Das Thema Depressions- und Traumatherapie ist sehr komplex und vielschichtig.
Ich kann hier ausschließlich über meine Wahrnehmung und meine bisherigen Erfahrungen berichten.
Immer noch bin ich ”unterwegs” und sammle weitere Erkenntnisse....
Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muß man es vorwärts.
Søren Kierkegaard
Therapieerfahrung
Nachsorge
Wenn Ihr Krankenhausaufenthalt abgeschlossen ist bzw. die Krankenkasse entscheidet, daß ein stationärer Aufenthalt keine Verbesserung mehr bringt, beginnt die ambulante Weiterbehandlung.
Wenn Sie Glück haben, hatten Sie bereits vor dem stationären Aufenthalt einen Therapieplatz bei einem/r niedergelassenen Therapeut*in und können dort ansatzlos weiterarbeiten.
Aber vielleicht endet Ihr stationärer Aufenthalt auch mit einer neuen Therapieempfehlung (die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlten Varianten finden Sie im Patienteninformationsblatt PTV 10 beschrieben) und Sie brauchen einen neuen Therapeuten/in.
Da beginnt der „Spaß“: Therapeutensuche!
Wenn die Standardtherapien nicht funktionieren, gibt es als weitere Verfahren:
- EKT (Elektrokonvulsionstherapie)
- Ketamin
Und wenn Sie offen sind für ganz andere Ansätze gibt es z.B.:
- Körpertherapie nach Dr. Helga Pohl
Therapieerfahrung
Psychotherapie
Persönlich habe ich die unten aufgeführten Therapien erlebt und vieles aufgearbeitet, aber meine Krankheit nicht gelöst. Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie hat mich seinerzeit am Leben gehalten, ist ist letztendlich durch die endgültige Diagnose hinfällig geworden.
„Meist werden ererbte Wunden in Psychotherapien nicht erkannt.
Was wir nicht erkennen, können wir auch nicht behandeln.
So bleibt das Leid ungetröstet.“
(Katharina Drexler, Ererbte Wunden heilen)
Erst im November 2019 konnte ich endlich mit der Traumatherapie beginnen.
Die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen Psychotherapien sind im Patienteninformationsblatt PTV 10 beschrieben. Wenn Sie die Kosten selbst übernehmen oder privat versichert sind, haben Sie mehr Möglichkeiten. Mehr Informationen finden Sie im Abschnitt "Wo finde ich Hilfe - Information zu Therapieverfahren".
Analytische Psychotherapie
Die Analytische Psychotherapie nimmt an, dass Krankheitssymptome durch konflikthafte unbewusste Verarbeitung von frühen oder später im Leben erworbenen Lebens- und Beziehungserfahrungen verursacht und aufrechterhalten werden. In der therapeutischen Beziehung zwischen Patientin oder Patient und Therapeutin oder Therapeut spielt das Erkennen und Bewusstmachen von verdrängten Gefühlen, Erinnerungen und Beziehungsmustern, die gegenwärtig Krankheitssymptome verursachen, eine zentrale Rolle. Dadurch kann in der Gegenwart zunächst unverständlich erscheinendes Fühlen und Handeln in der therapeutischen Beziehungsarbeit verstanden und verändert werden.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sieht Krankheitssymptome als Folge von aktuellen Konflikten in Beziehungen oder von nicht bewältigten Beziehungserfahrungen und Konflikten aus früheren Lebensphasen. Diese Konflikte und Erfahrungen können das spätere Leben bestimmen und psychische Erkrankungen zur Folge haben. Ziel der Behandlung ist es, die zugrundeliegenden unbewussten Motive und Konflikte der aktuellen Symptome zu erkennen und sich mit diesen auseinanderzusetzen. Patientin oder Patient werden in der Psychotherapie dabei unterstützt, durch Einsichten in die Zusammenhänge und Ursachen der aktuellen Symptome Veränderungen im Erleben oder Verhalten zu erreichen.
Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie geht davon aus, dass psychische Beschwerden das Ergebnis von bewussten und nichtbewussten Lernprozessen sind. Zu Beginn der Behandlung wird gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten erarbeitet, welche Bedingungen ihrer oder seiner Lebensgeschichte und der aktuellen Lebenssituation zur Entstehung und Aufrechterhaltung der psychischen Symptomatik beigetragen haben und weiter wirksam sind. Auf dieser Grundlage werden gemeinsam die Therapieziele und der Behandlungsplan festgelegt. In der Verhaltenstherapie wird die Patientin oder der Patient zur aktiven Veränderung ihres oder seines Handelns, Denkens und Fühlens motiviert und angeleitet. Dabei werden die bereits vorhandenen Stärken und Fähigkeiten herausgearbeitet und für den Veränderungsprozess nutzbar gemacht.
Therapieerfahrung
Therapeutensuche
Unter „Wo finde ich Hilfe“ habe ich Ihnen Links zur Therapeutensuche zusammengestellt. Vielleicht hat aber auch Ihr/e Hausarzt*in oder Psychiater*in eine Liste oder kann Ihnen jemanden empfehlen.
Rechnen Sie damit, daß Sie zunächst auf einer Warteliste von ca. 4 - 6 Monaten landen. Nur mit Glück werden Sie unmittelbar sofort einen freien Therapieplatz finden.
Ein ganze wichtige Voraussetzung, wenn nicht sogar die wichtigste, ist die Chemie zwischen Ihnen und dem/der Therapeut*in. Nur so kann ein Vertrauensverhältnis wachsen. Darum... bemühen Sie sich von Anfang an um mehrere Therapeuten. Das ist zulässig! Sie haben zu Beginn nur „probatorische“ Sitzungen um eben zu schauen, ob sie zueinander passen und eine vertrauensvolle Therapiebeziehung aufbauen können.
Wichtig: Dokumentieren Sie von Beginn an Ihre Bemühungen um einen Therapieplatz (E-Mails abspeichern, ggf. Telefonnotizen etc.).
Warum? Für Selbstzahler ist eigentlich immer ein Therapieplatz frei und es existiert durchaus ein Verfahren, daß die Krankenkasse die Kosten hierfür übernimmt. Dafür sollten Sie unbedingt lückenlos Ihre Bemühungen dokumentieren.
Der Antrag auf Kostenerstattung wird von den Krankenkassen selten sofort bewilligt. Bei Kassenwatch.de finden Sie Unterstützung, wenn der Antrag abgelehnt wurde. Das Portal richtet sich vornehmlich an Psychotherapeut*Innen, bietet aber auch Informationen für Patienten.
Therapieerfahrung
Medikamente
In diesem Abschnitt geht es ausschließlich um die Medikamente, die mir bisher verordnet wurden und auf die ich mit relevanten Nebenwirkungen reagiert habe. Allgemeine Informationen zur Wirksamkeit und ein Verzeichnis gängiger Antidepressiva finden Sie hier.
Es sind keine harmlosen Medikamente, die Sie bekommen. Gut, vielleicht wollen Sie den Beipackzettel auch gar nicht lesen... aber beobachten Sie sich eine Weile. Mit Nebenwirkungen ist nicht zu spaßen, manches Mal müssen die Medikamente dann sofort abgesetzt werden. Und es ist kein Spaß, wenn Ihnen auf einmal die Haare ausfallen...
Und vorweg noch ein Tipp: Sie wissen nicht, wie lange Sie in Therapie sein werden, was noch alles auf Sie zukommt. Führen Sie von Beginn an ein Medikamenten-Tagebuch. Wenn sofort eines der ersten Mittel funktioniert, sehr schön. Am Ende sitzen Sie aber womöglich irgendwo in einem Arztgespräch und sollten Auskunft geben können, was Sie in den letzten Jahren schon alles probiert haben....
Venlaflexin (220 mg)
Unmittelbar Störung Geschmackssinn (Petersilie riecht nach Ammoniak, mein Partner riecht aus dem Mund nach Trüffeln...)
Lithium
Lithium ist ein Standardmedikament in der Depressionstherapie. Wie es funktioniert, weiß man bis heute nicht! Es hat eine „geringe therapeutische Breite“, d.h., die giftige Menge ist nur wenig mehr als die therapeutische Dosis.
Unter Lithium habe ich erstmals das Zittern erlebt. Ein Gefühl wie ganz starkes Frieren. Dieses Zittern ist letztendlich in die Anfälle bzw. dann in die später diagnostizierte dissoziative Bewegungsstörung übergegangen.
Jatrosom
Ein Antidepressivum mit angeblich geringsten Nebenwirkungen, aber mit vielen Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Das können z.B.: ein explodierender Blutdruck sein (Wasser trinken, zur „Verdünnung“ ganz viel Wasser trinken) oder ein ganz fürchterlicher Durchfall.
Akineton retard
Bereits nach der ersten Tablette Halluzinationen. Eine ganz wichtige Erfahrung. Halluzinationen sind so unfaßbar real.
Ergengyl Chrono (1200 mg Tagesdosis)
Ständige Erschöpfung, Sehstörungen, Schwindel/Störung Gleichgewicht - mehrfach auf Treppen gestürzt
Rivotril Tropfen
Wenn man von 5 mg/ml 24 Stunden wie besoffen ist und gar nichts mehr machen kann, hört sich das witzig an, ist es aber nicht!
L-Thyroxin
Haarausfall büschelweise. Das hat einem in der Depression auch noch gefehlt...
Celocoxib (Schmerztherapie)
Wenn Sie in Corona-Zeiten auf einmal Kopfschmerzen haben, die Nase läuft und Sie ein trockener Husten plagt, schwindelig ist Ihnen auch und Ohrgeräusche pochen - und das alles an einem Samstagmorgen.
Zwei Tabletten später habe ich es in den Nebenwirkungen gefunden mit dem Hinweis, SOFORT das Medikament abzusetzen.
Tilidin (Schmerztherapie)
Ja, nach ca. 90 Minuten beginnt das Hautbrennen sich zurückzuziehen. Und irgendwann wird das dem Juckreiz bewußt und er schreit Hurra! Und nimmt von Ihrem ganz Körper Besitz und tobt sich aus bis hinein in die Augäpfel.
Da war ich kurz vorm Nervenzusammenbruch und wollte aufgeben. Aber da war sie wieder, die Stimme in meinem Kopf: NEIN, diese Krankheit wird nicht gewinnen. Ich laß mir mein Leben nicht nehmen.
Gabapentin (Schmerztherapie)
Aus dem Flächenbrand auf der Haut werden 100.001 2cm-lange glühende Nadeln und etliche, faustgroße Lava-Hotspots.
Große Unruhe, Schwäche, Sprechstörung, Koordinationsstörung, Denkstörung. Ich war nicht mehr ich selbst. Nach 2 Tagen sofort wieder abgesetzt.
Therapieerfahrung
Physiotherapie
Man sollte meinen, daß es bei meinen Beschwerden kein Problem wäre, Physiotherapie verordnet zu bekommen.
Ein Irrtum.
Hausärzte haben nur begrenzte Kontingente, der Orthopäde (wenn Sie dann in x Monaten einen Termin bekommen) darf nicht, weil das Zappeln nicht sein Fachbereich ist. Im stationären Aufenthalt ist es schwierig, selbst wenn das Krankenhaus Physiotherapie anbietet, sind die Kapazitäten begrenzt.
In der neurologischen Ambulanz der Universität Würzburg bin ich auf einen Arzt getroffen, der sich Zeit genommen hat und wirklich zugehört hat. Was für ein Gefühl, endlich ernst genommen zu werden...
Dieser Arzt hat in sein Gutachten eine Empfehlung für Physiotherapie aufgenommen, seit dem kann meine Psychiaterin (!) mir dafür Rezepte schreiben.
In Annäherung an meine Problematik erhalte ich seit dem Bobath-Therapie. Sie verschafft mir zumindest für einige Stunden Erleichterung.
Wissen Sie, es ist einfach so aufreibend, so vieles muß man sich erkämpfen. Warum kann ich nicht einfach bei der Krankenkasse anrufen, oder sonstwo... und es läuft. Warum darf meine Hausärztin als Erstansprechpartnerin mir kein Rezept ausstellen? Warum muß ich erst mit viel Aufwand und Wartezeit in eine universitäre Ambulanz, um so etwas Banales wie ein Rezept für Physiotherapie zu bekommen?
Therapieerfahrung
Achtsamkeit & ABC-Theorie
Achtsamkeit
Leider ist der Begriff Achtsamkeit inzwischen überstrapaziert, aber jenseits der Lifestyle-Vermarktung ist sie als Therapiebestandteil sehr hilfreich.
Mehr über Achtsamkeit z.B. hier:
Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein – und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental. Das ist für die meisten Menschen kein Normalzustand.
Viele hängen mit ihren Gedanken entweder in der Vergangenheit fest, beschäftigen sich mit Sorgen oder denken über die Zukunft nach. Dieses Denken ist meist von der Hoffnung begleitet, dass sich irgendwann ein zufriedener Zustand einstellen wird...
Achtsamkeit (englisch mindfulness) ist ein Zustand von Geistesgegenwart, in dem ein Mensch hellwach die gegenwärtige Verfasstheit seiner direkten Umwelt, seines Körpers und seines Gemüts erfährt, ohne von Gedankenströmen, Erinnerungen, Phantasien oder starken Emotionenabgelenkt zu sein, ohne darüber nachzudenken oder diese Wahrnehmungen zu bewerten.
Achtsamkeit kann demnach als Form der Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit einem besonderen Wahrnehmungs- und Bewusstseinszustand verstanden werden, als spezielle Persönlichkeitseigenschaft sowie als Methode zur Verminderung von Leiden (im weitesten Sinne)...
Das Prinzip der Achtsamkeit im Alltag zu leben bleibt auch für mich eine stete Herausforderung, obwohl ich um die positiven Effekte weiß.
...und sich auf das zu konzentrieren, was gerade außerhalb der Gedanken ist. Eine einfache Übung dazu ist, sich auf den Atem zu konzentrieren und dadurch Distanz zu den Gedanken zu schaffen...
(Planet Wissen)
Mit dem Hörbuch Thich Nhat Hanh:
Im Hier und Jetzt zuhause sein habe ich gelernt, zu meditieren. Ich kann Ihnen nur ans Herz legen, sich dieses 10 Minuten am Tag Zeit für eine einfache Meditation zu nehmen, seien Sie es sich selbst wert! Am Ende habe ich es tatsächlich geschafft, Schnee beim Fallen zuzuschauen. Es war ein großartiger Moment von unendlicher Schönheit, der mir sehr viel Kraft gegeben hat.
Und noch einmal Planet Wissen:
...Wir neigen dazu, alles permanent zu bewerten. Achtsam sein bedeutet, diese Bewertung sein zu lassen ...
Viele therapeutische Ansätze kann man nicht nur einer Therapieform zuordnen, sie finden sich in Varianten immer wieder. Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) verbindet verhaltenstherapeutische Techniken mit achtsamkeitsbasierten Ansätzen. Auch in der Metakognitiven Therapie findet sich die ATT (Attention Training Technique). Es geht darum, einen Ausweg aus dem Grübeln (dysfunktionale Denkprozesses) zu finden - weg vom innen nach außen:
Laienhaft beschrieben: Wenn Sie sich wieder im Grübeln verheddern - versuchen Sie sich z.B. auf Geräusche im Raum und vor dem Fenster wechselweise zu konzentrieren. Oder finden Sie zu jedem Buchstaben des Alphabets einen Baum... Es ist eine wirklich gute Methode, aus der Grübelschleife auszusteigen.
Meine Lieblingsübung aus dem Komplex „Achtsam Teilwerden“ … Aufgehen im gegenwärtigen Moment. Werden Sie „eins“ mit dem was Sie gerade tun und erleben.
Alles ist weg - alle trübe Gedanken, Sorgen, die komischen Gedankenschwurbeleien - den Fokus nur auf die scheinbar unmögliche Aufgabe, ein rohes Ei senkrecht zu stellen. Ich erlebe es so intensiv wie eine Meditation.
Meist dauert es ein paar Minuten, nur Geduld… Manchmal geht es auch einfach nicht. Mein Rekord liegt bei 50 s - für mich viel zu kurz für die erstrebten Minuten der Besinnung und Meditation.
Übrigens… bitte das Ei am Ende nicht aufschlagen. Ich hab es nur gemacht, um zu zeigen, daß es wirklich ein rohes Ei ist.
In meiner Therapiegruppe ging es vereinfachend zusammengefasst um die Wahrnehmung der eigenen inneren Zustände, Emotionen zu erkennen, zu analysieren und daraus abgeleitet Situationen neu zu bewerten.
Im Rahmen des Achtsamkeitstrainings haben wir die ABC-Theorie nach Ellis kennengelernt.
Die ABC-Theorie nach Ellis
Vereinfachend - laienhaft - dargestellt ist das das Prinzip:
A (Activating Experience)
B (Beliefs)
C (Consequences)
- Ereignis (innere oder äußere Wahrnehmung)
- Bewertung (Annahmen und Interpretationen)
- Emotion (Verhalten und Gefühle)
Versuchen Sie zunächst einfach mal, etwas ohne jede Bewertung (auch „schön“ ist eine Bewertung) zu beschreiben. Das ist schwieriger als Sie denken! Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit und versuchen Sie es... Dann schauen Sie in sich rein, wie die Bewertung mit der Emotion verknüpft ist und hinterfragen Sie die Bewertung, warum bewerten Sie etwas schlecht oder ärgerlich.
Woher kommt Ihre Bewertung? Kann es einen anderen Standpunkt geben, bzw. können Sie eine andere Bewertung finden? Was macht die andere, neue Bewertung mit Ihrer Emotion?
Das sind im Grunde die weiteren Schritte, die Ellis dem ABC-Modell hinzugefügt hat:
D (Dispute)
E (Effect)
- hinterfrage die Annahmen und Interpretationen
- neue, andere - positive - Emotionen erleben
Danke für die vielen, die es positiv bewerten. Und für alle anderen, die sich empören:
Wo kommt Ihre Bewertung her, die Sie so fühlen lässt?
Würden Sie auch so bewerten/ empfinden, wenn ein Mann in kurzen Hosen so sitzen würde?
An jedem Badestrand sehen Sie mehr, auf vielen Illustrierten-Covern sehen Sie mehr.
Vielleicht finden Sie es skandalös, wenn eine Frau so sitzt? Warum? Neben vielen anderen möglichen Antworten vielleicht, weil das in unserem Generationsgedächtnis so abgespeichert ist:
und
Reflexhaft greifen alten Bewertungsmuster, ohne daß man diese in Frage stellt.
Zurück zu diesem Bild:
Es ist und bleibt einfach nur eine Frau, die rücklings auf einem Stuhl sitzt und die Beine ausgestreckt hat.
Es ist ausschließlich nur Ihre Bewertung, die es schlecht (oder gut) macht.
Gut... ich gestehe die Provokation, und ja, es hat mir einen Heidenspaß gemacht! Aber hier mal ein paar alltägliche Beispiele zum Nachdenken (die „jungen Frauen“ sind in der Tat Ende der 1970er/Anfang der 1980er geboren, wir reden hier über „moderne Zeiten“):
35°C im Schatten, glühende Hitze. Eine Frau hat eine Verabredung mit einem Mann. Nur ein Verabredung unter Freunden, kein "Date".
Und fragt sich, ob sie ein Sommerkleid anziehen kann, oder ob das zu aufdringlich ist.
Eine
junge Frau kann im Sommer
keine Sandalen anziehen, weil „man“ seine nackten
Füße in der Öffentlichkeit nicht zeigt.
Krankenhaus. Es ist normal, das Patienten in der therapiefreien Zeit in unterschiedlichen Gruppen bzw. Paarungen spazieren gehen. Eine PatientIN will mit einem PatientEN nicht alleine spazieren gehen, weil... was sollen denn die Leute sagen.
Ein Vorstellungsgespräch steht an. Die Bewerberin fragt mich, ob man zu einem Vorstellungsgespräch einen („normalen“) Rock anziehen kann oder das zu nuttig ist.
Eine andere junge Frau kann keine roten Röcke oder Kleider tragen.
Das tragen nur „solche“ Frauen. Was sind „solche“ Frauen? Äh ja äh, du weißt schon.
Nein, weiß ich nicht, aber ihr Vater.
Eine über 80-Jährige Frau geht nicht mit Gehstock bzw. Krücken auf die Straße. Weil: Was sollen denn die Leute sagen.
Die gleiche Frau ist während eines Sturms mit Windgeschwindigkeit bis zu 180 km/h auf die Straße gegangen, um die vom Sturm zerfetzte Jalousie wegzuräumen. Weil: Was sollen denn die Leute sagen.
Es ist nur eine kleine Auswahl. Ich finde es einfach erschreckend! Und alles nur eine Frage der mitgegebenen „Werte“, der anerzogenen "Regeln", aus denen Bewertungen werden.
Hören Sie auf mit
„man tut",
„es gibt Regeln“,
„was sollen die Leute denn sagen“,
„das macht man so“
"sei ein braves Mädchen"
"das ziert sich nicht"
und all diesen
obskuren Pseudonormen,
die uns schlecht fühlen lassen, die uns letztendlich auch in unserem Selbstsein beschränken, einen Käfig aus "Normen" schaffen, der krank macht.
Die Erwartungshaltungen kreieren, an denen unser wahres Selbst
nur
scheitern oder gar zerbrechen kann..
Es gehört Mut dazu, sich so zeigen zu wollen, wie man in Wahrheit ist.
Søren Kierkegaard
„Erkenne dich selbst“ ist die ganze Wissenschaft. — Erst am Ende der Erkenntnis aller Dinge wird der Mensch sich selber erkannt haben. Denn die Dinge sind nur die Grenzen des Menschen.
Ersetze "Dinge" durch “Pseudonormen” oder “negative Glaubenssätze”.
Es ist nicht unsere Aufgabe, so zu sein, wie andere uns gerne hätten.
Oder schlimmer noch: Was wir glauben, wie andere uns gerne hätten.
Es geht auch so:
Wir sind in einer fremden Stadt verabredet und reisen aus unterschiedlichen Richtungen an. Zur vereinbarten Zeit bin ich da, mein Partner nicht. Ich kann ihn nicht auf seinem Handy erreichen.
So langsam möchte ein alter Teil in mir wütend werden, so richtig wütend.
Mein neuer Bewertungsansatz:
Erst einmal abwarten. Es gibt absolut sicher einen Grund, daß er später kommt. Ich mache mich schon mal alleine auf den Weg durch die Stadt. 2 Stunden später meldet sich mein Partner. Ein Riesenstau auf der Autobahn - statt 1 Stunde Fahrzeit 2,5 Stunden. Nur schlechte Netzabdeckung an der Strecke, er konnte nicht telefonieren. Wir treffen uns in der Stadt, alles ist gut.
Und ich hatte einen stressfreien Nachmittag.
Fazit: Wenn sich jemand nicht so verhält, wie sie es für "richtig" halten - regen Sie sich nicht auf, bewerten Sie nicht, fragen Sie erst einmal nach, denn:
Wie kommen Sie darauf, daß Ihre Vorstellung von - was auch immer - Allgemeingültigkeit hat?
Vieles an unnötigen, schlechten Emotionen bleibt Ihnen so erspart.
Therapieerfahrung
Akupunktur
In der stationären Therapie habe ich das Angebot der Akupunktur genutzt. Es gibt im Ohr relevante Punkte für die Psyche.
Inwieweit mir das geholfen hat, kann ich nicht konkret festmachen. Im Grunde war der massive Schmerz beim Nadelsetzen eher ein Zeichen für die Schwere meiner Krankheit.
Grundsätzlich stehe ich der Akupunktur offen gegenüber und habe schon bei anderer Gelegenheit positive Erfahrungen gemacht. Im Rahmen der Schmerztherapie werde jetzt einen weiteren Versuch starten.
Therapieerfahrung
Hypnose
Während meines letzten stationären Aufenthaltes habe ich mich mit Hypnosen auseinandergesetzt und mit der Trance einen (den einzigen!) Zustand gefunden, in dem ich schmerz- und zappelfrei bin. So ist die Trance für mich zum Fluchtpunkt geworden, wenn gar nichts mehr geht.
Mehr dazu finden Sie in den Themenbereichen "Ego" und "Therapeutische Eigeninitiative".
ARTE-Doku: Die wunderbaren Kräfte der Hypnose
Immer mehr Ärzte und Chirurgen nehmen bei einer Operation die Hypnose als Ergänzung zur Anästhesie zur Hilfe. Gerade bei der Narkose und Schmerzbehandlung gewinnt Hypnose auch bei Schulmedizinern verstärkt Anerkennung. Kann sie auch bei psychischen Belastungsstörungen wie Traumata, Phobien, Sucht, Depressionen oder Burnout helfen?«
Therapieerfahrung
Ergotherapie
Wenn Sie der wissenschaftlichen Ansatz der Ergotherapie interessiert, finden Sie
hier
einen ersten Überblick.
Für mich war es eine sehr wertvolle Erfahrung, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen und wachsen zu sehen, am Ende etwas „Greifbares“ in den Händen zu halten.
Eines der Ziele der Ergotherapie ist es , kreative Potenziale (wieder) zu entdecken. Ich habe das Glück, daß mir genau das widerfahren ist. Mein Leben lang hatte ich bestritten, kreativ zu sein. Aber seit dem ich endlich den Mut hatte,
einfach zu machen, sprudeln die Ideen nur so aus mir heraus. Und ich muß
mich
eher bremsen, als nach neuen Projekten zu suchen. An meinen ganz schlechten Tage schaue ich mir einfach an, was ich schon alles gemacht habe, und es tut mir unendlich gut und hilft mir, nicht aufzugeben.
Therapieerfahrung
Kunsttherapie
"Auf der Basis einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung werden innere Prozesse durch Materialien und Medien der Bildenden Kunst sichtbar gemacht, Farb- und Formqualitäten mit eigenen Erleben und persönlichen Lebensmotiven verbunden.“
Einfacher gesagt, über das Mittel der freien künstlerischen Gestaltung können unbewußte Prozesse sichtbar und deutlich gemacht werden.
Es war nicht meine Therapieform, was sicher auch daran lag, daß ich mich nicht auf meine Kunsttherapeutin einlassen konnte. Aber... ich habe sehr wohl wahrgenommen, wie sehr diese Therapieform anderen Patienten geholfen hat, das Unaussprechlichen in Bilder zu fassen und damit in den Verarbeitungsprozess zu bringen.
Es geht nicht darum, schön oder gut zu malen oder zu zeichnen, sondern eine Ausdrucksform für das (noch) Unaussprechliche zu finden.
Also... wenn Sie das Angebot bekommen, an einer Kunsttherapie teilzunehmen. Versuchen Sie es auf jeden Fall!
Therapieerfahrung
Musiktherapie
"Schwerpunkt bei den meisten Musiktherapierichtungen ist die aktive Musiktherapie. Im aktiven Tun können eigene Gefühle auf non-verbaler Ebene vermittelt, für das Gegenüber und sich selbst hörbar gemacht werden. Hauptsächlich wird mit der Improvisation gearbeitet. Auf musikalischer Ebene findet ein Probehandeln statt, bei dem neue Verhaltensweisen und Gefühle im geschützten Rahmen erfahrbar werden"
So what? Doch, es funktioniert. Sicher können Sie sich vorstellen, wie toll es ist, seine Wut an einer großen Trommel abzuarbeiten. Sehen Sie, und so findet jede Emotion ihr Instrument. Und es entsteht ein wunderbarer Dialog, manchmal total schräg und schief, und manchmal in traumhafter Harmonie.
In einer ganz schweren Zeit bekam ich die Möglichkeit mehrerer einzeltherapeutischer Sitzung. Und konnte über die Instrumente dieses unförmige Ding in meinem Kopf auflösen. Für diese Einzeltherapiesitzungen bin ich unendlich dankbar.
Zurück zur Trommel... ich hatte noch gefragt, ob das Fell (in diesem Fall Kunststoff) meine Wut aushalten würde. Es gab keine Einwände, da bis dato noch jede (Wut)Session ohne Schäden durchgetrommelt werden konnte. Tja, was soll ich sagen. Einmal ist immer das erste Mal. Nun ist da ein Loch, ein kleines nur, aber ein Loch...
Wer mich kennt, den wundert‘s kaum 😂
Therapieerfahrung
Bewegungstherapie
Was ist Sport- und Bewegungstherapie?
Natürlich geht es auch um Bewegung. Aber es geht auch um soviel mehr. Ich muß hier nicht die Litanei runterbeten, wie gesund Sport und Bewegung für den Körper und die Seele sind. Das haben Sie schon immer mal wieder gehört. Aber in der Bewegungstherapie kommen noch andere Faktoren ins Spiel, weit über das gemeinsame Erleben und die Teambildung hinaus.
Ein Beispiel, daß mich bis heute beeindruckt, war die Stopp-Übung. Ganz spielerisch aus einem Vorwärts- und Rückwärtsgehen gegen/mit einem Partner*in wird die Situation abgeleitet, alleine im Raum so laut wie möglich „Stopp“ zu sagen/rufen/brüllen und gleichzeitig einen Schritt vorzugehen und heftigst aufzustampfen.
Hört sich einfach an? Ja. Ist es aber nicht.
Jede/Jeden in dieser Sportgruppe hat die Übung zutiefst berührt und zu (neuen) Einsichten verholfen.
Ich muß mein Stopp!!! nach innen richten, gegen die anerzogene Bedürfnisverleugnung: Stell Dich nicht so an! Brave Mädchen machen das nicht. Es gibt immer was zu tun. Ah, Du bist schon fertig, mach noch das und das. Immer erst die Pflicht. Sei immer nett und höflich... Und so weiter und so fort....
"... ist anzunehmen, daß die Patientin aufgrund früher Autonomie- und Versorgungsanforderungen mit Erwartungen von Pflichterfüllung und Leistungsansprüchen die Entwicklung eines Zugangs zu den eigenen Bedürfnissen .... erschwert war...
Sie lernte... eigene Bedürfnisse kaum wahrzunehmen und entwickelte im Rahmen der Kompensation ein funktionales und kontrolliertes Verhalten.“
Entspannungsübungen gehören ebenfalls zur Bewegungstherapie. Eine Traumreise, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen etc...
Und auch Qi Gong wurde als Entspannungsübung angeboten: Die sogenannten 8 Brokate, allerdings in einer Abwandlung mit psychologischem Hintergrund. Das ist von meiner Gruppe so gut angenommen worden, daß wir anschließend fast jeden Morgen vor dem Tagesprogramm unseren eigenen Qi-Gong-Kurs abgehalten haben.
Das Qi Gong habe ich mitgenommen und lange weitergemacht, bis das Zappeln es nicht mehr zuließ. Ich freue mich auf den Tag, an dem ich es wieder machen kann.
Erschrecken Sie nicht: Dieses Video
Qi Gong - Die 8 Brokate für Anfänger hat 39 min, doch wenn Sie erst einmal geübt sind, können Sie selbst den Zeitrahmen bestimmen.
Therapieerfahrung
Die Sache mit dem Sex
Ja, die Sache mit dem Sex. Was Sie wissen sollten, findet sich eben da: Wissen
Und dann die Neugier... sagt sie auch was zu Therapieerfahrung, traut sie sich das? Ja.
Ich habe erlebt bzw. erlebe das ganze Spektrum einer depressiven Sexualität. Wie eine Sinuskurve durchlebe ich Phasen von gar keiner Lust bis ... mehr Lust kann man eigentlich nicht haben.
Und immer wieder die Frage, mit den unterschiedlichen Zuständen umzugehen. Ich habe das Glück in einer Beziehung zu leben, die mit Humor und Kommunikation eine starke Basis hat. Auch mir ist es nicht leicht gefallen, das Thema anzusprechen, aber wir haben geredet, und wir reden weiter, wir bleiben im Gespräch und können auch über das Thema Sex herzhaft lachen.
Wenn die Sinuskurve ganz oben ist, bleibt die Frage: Was ist jetzt schon wieder los? Es stand immer im Raum, ob meine Depression doch manische Züge hat. Vielleicht ist es das. Oder doch eine PTBS? Oder bin das einfach mal nur Ich.
Das ist die Crux mit der Depression – immer wieder die Frage: Ist es die Erkrankung oder ist das dein Normalzustand?
Das Gespräch, unser Gespräch
Mehrere Anläufe hat es gebraucht, bis aus dem „Jetzt nicht!“ ein „Ok. Wann paßt es Dir denn? Laß uns einen Termin machen“ geworden ist.
Und dann... auf der Suche nach den richtigen Worten, zaghaft, vorsichtig, aber auch mal zu forsch, lange Pausen, auch mal ein „Sorry, so war das nicht gemeint, ich wollte Dich nicht verletzen, laß es mich anders formulieren...“.
Mit ganz viel Mut und mit Angst im Herzen - und schweigenden Pausen, bevor ich fähig war, manche Gedanken auszusprechen: Ehrlichkeit, ohne Einschränkung.
Am Ende (emotionale) Erschöpfung, Erleichterung und ein gemeinsamer Plan, wie es weitergehen kann.
Wir haben unseren Weg gefunden. Und wenn der Weg mal wieder im Nebel verschwindet, reden wir.
Neue Wege/Januar 2023
Sex. Kopfkino. Seiteneinschläge - Erinnerungsfetzen, die quer schießen, die die Vorstellung einer positiven, von Lust und Freude, von einer beglückenden intimen Begegnung torpedieren.
Der Mißbrauch ist umfänglich, auf vielfältige Weise. Alles, was man im allgemeinen als „normale“ (soweit ich das zu diesem Zeitpunkt einschränken kann) Sexpraktiken bezeichnet, ist mit diesem bösen, bösen Manko behaftet.
Die individuelle sexuelle Ausprägung ist doch aber ein wichtiger Aspekt der eigenen Persönlichkeit. Fragen stellen sich: Wie weit ist meine persönliche Vorstellung von „gutem“ Sex geprägt, besser noch beschädigt vom Mißbrauch? Bin das ich, ist das wirklich meine Sexualität, oder ist das das ewige Fortleben des Mißbrauchs ohne Täter.
Die Frage hat es in sich. In der therapeutischen Aufarbeitung finden sich tatsächlich Erinnerungen an Momente, wo der als erwachsene Frau gelebte Sex ein Wiederholen des Mißbrauchs war.
Liebe Leute - mal zwischendurch: Keine komischen Gedanken bitte über „spezielle“ Sexpraktiken, wir reden hier immer noch über ganz normalen Alltagssex.
Also weiter…
Wer bin ich? Wo ist mein Selbst in diesem Konstrukt? Gibt es ein unbeschädigtes Selbst in diesem Konstrukt?
Die einfachste Lösung: kein Sex mehr.
Also ernsthaft? Mal kurz eben im Heimat-Slang: Am A…. hängt der Hammer…
das kann es ja wohl nicht sein. Das gönne ich meinem verf…… Stiefvater nicht.
Nein. Du bist tot, verp…. Dich.
Du hast keine Macht mehr über mich.
Nein, ich will meine Lebensqualität wieder zurück, falsch, anders: Ich will eine neue Lebensqualität. Kein Sex mehr heißt doch auch, in alten Erfahrungen verhaftet bleiben. Das Thema nicht aufarbeiten, weiter verdrängen, was so brutal schmerzt.
Wenn ich gesunden will, dann muß ich mich dem Thema stellen. Also lasse ich immer wieder die Erinnerung zu, taste mich heran, schaue, was ist da, wäre das ohne den Mißbrauch „meins“, dann werde ich es wieder zulassen können. Oder bleibt dieser Teil im Mißbrauch, gehört das nicht zu mir.
Kräftezehrende Minuten, Stunden, über Wochen. Immer noch im Prozeß. Nach so einer inneren Reflexion folgt bleierne Müdigkeit, Schlaf… Die Augen schließen, an meinen imaginären sicheren Ort gehen. Mein Elefant trägt mich, die Drachen beschützen meinen Schlaf.
Zaghaftes Herantasten, Reinfühlen, bewußt hinschauen, wie kann ich damit umgehen, wenn mitten im Akt, im Fallenlassen, im Loslassen, das damit korrelierende Mißbrauchsbild im Kopf „aufploppt“.
Mit dem (Sex)Partner reden, sich erklären, ohne in die Tiefe zu gehen, und über die Notwendigkeit von Abbruch-Lösungen reden.
Zu meinem individuellen Umgang mit therapeutischen Themen gehört die Arbeit mit dem „Inneren Team“ nach Schulz von Thun (Miteinander reden: 3 - Das „Innere Team).
Auch hier, ganz besonders hier bei diesem Thema: Mit jedem Teammitglied in Dialog gehen, schauen wo er/sie steht, gibt es Bruchkanten, welche harten/weichen/fließenden Grenzen gilt es zu beachten? Und das verletzte Wesen in mir, sie werde ich zu gegebener Zeit in Sicherheit bringen, ihr eine liebevolle Begleitung, den besten Teil von mir, an die Seite stellen und meine Drachen werden sie beschützen.
Ich bin soweit, ich werde es wieder versuchen. Mich neu ausprobieren, Neu-Gierig in eine frei gewählte Sexualität eintauchen. Wo finde ich mich wieder, wer bin ich? Was ist meins.
März 2023 - Ich gehe den ersten Schritt…
“Erlaube es Dir” (NELA)
NELA -
Nimm es wahr.
Erlaube es dir.
Lass es ablaufen.
Atme weiter.
Erlaube es Dir. Das ist es. Das ist mein Hebel, um meine Welt aus den Angeln zu heben, meine Traumata anzugehen, aufzubrechen. Das ist es…
Erlaube es dir, zu sagen, daß das alles nicht in Ordnung war. Dass deine Seele tödlich verletzt ist, benenne das Geschehene, sag, wie es wirklich war. Was es mit dir gemacht hat, Weine, Schreie, Brülle, Schlag den Boxsack.
Erlaube es Dir.
„Wie kommen Sie darauf, daß Ihre Vorstellung von Beziehung Allgemeingültigkeit hat.“
Ja genau. Wie komme ich darauf. Haben wir nicht alle von zuhause mitbekommen, was „man“ macht, was „richtig“ ist, daß es „Regeln“ gibt, daß liebe Mädchen „sowas nicht machen“.
Wie kommen Sie darauf, daß das allgemeingültig ist...
Für mich war der Satz ein Türöffner.
Von meiner Freundin S.:
„Wenn Sie ein Problem mit mir haben, behalten Sie es für sich. Es ist nur in Ihrem Kopf.“
... lassen Sie den Gedanken mal langsam sacken. Und vielleicht auch mal umdrehen? Wenn Sie lieber vor sich hin grummeln oder wüten und ein Problem nicht offen ansprechen, dann ist das Problem vielleicht nur in Ihrem Kopf. Ein offenes Gespräch könnte vieles klären und Ihnen das Wüten nehmen. Aber die Opferrolle ist so ... befriedigend und „unschuldig“. Und so lange das Problem ungeklärt bleibt, kann man sich mit Gleichgesinnten so richtig aufregen und leiden... Gerne auch „hintenrum“.
Man muß sich von sich selbst auch nicht alles gefallen lassen.
Viktor Frankl
„Menschen reden über Menschen, und das vorzugsweise schlecht. Das war immer schon so und wird auch immer so bleiben. Darum ist es vollkommen egal, was sie machen.“ sagte mir vor vielen Jahren ein Psychotherapeut.
Emotionale Erpressung ist seelischer Mißbrauch!
Emotionale Erpressung ist ein Verbrechen an der Seele Ihres Gegenübers! Sie wissen selbst, was es damals mit Ihnen gemacht hat, wie krank es macht. Warum machen Sie das jetzt selbst? Warum tun Sie das Ihrem Partner*in, Ihren Kindern an? Fangen Sie an, Ihre Probleme zu lösen und hören verdammt noch mal damit auf!!!
Stell Dich nicht so an.
„Was als belastend betrachtet werden soll, beurteilen die Eltern auf Basis ihrer traumatischen Erfahrungen. Die Kinder wiederum lernen hierdurch, eigene Probleme als trivial anzusehen.“
Katharina Drexler (Ererbte Wunden heilen) zitiert hier Prof. Michael Ermann.
ABC-Theorie nach Ellis
Sie ärgern sich über etwas. Warum? Die ABC-Theorie ist ein Erklärungsmodell und Instrument, die Gründe für Ihre Verärgerung zu analysieren und zu lösen. Ich habe diesem Thema einen großen Abschnitt (hier) gewidmet, weil ich es einfach für so wichtig halte.
Die Sünde ist eine Erfindung der Menschen, um die Mitmenschen zu beherrschen.
Man erklärt den Mensch zu einem „Sünder“, redet ihm ein schlechtes Gewissen ein und zeigt ihm den „richtigen“ Weg. Damit wird der Mensch manipulierbar.
Zitiert aus einer Zusammenfassung des Lola-Prinzips.
Perfektionismus vs. Menschlichkeit
Gerne würde ich jetzt einen Link auf einen interessanten Artikel setzten, aber das Thema des Strebens nach Perfektion und die krankmachenden Aspekte ist sehr, sehr umfangreich.
Darum ganz einfach: Fehler zu machen ist menschlich und normal. Ein Drama wird erst aus dem Umgang damit, wenn man sich die eigene Fehlerhaftigkeit nicht eingestehen kann oder will, immer perfekt sein muß. Weil man vielleicht der Überzeugung ist, man sei nur liebenswert, wenn man fehlerfrei ist.
Und die vielfältigen (gesundheitlichen) Konsequenzen daraus.
Es ist so befreiend sich selbst und anderen gegenüber ehrlich zu sein und zu sagen: Ich habe einen Fehler gemacht! Es fällt dann auch überhaupt nicht mehr schwer, sich zu entschuldigen und ein evtl. Problem aus der Welt zu schaffen. Das entspannt ungemein und kostet keine Energie.
Fehler leugnen, vertuschen, in Schuld des anderen ummünzen, sich zum Opfer stilisieren und köstlich an der Opferrolle zu leiden, das kostet Kraft und macht bzw. ist krank.
Wer unter Euch ohne Schuld, der werfe den ersten Stein!
Hyperarousal
...ist eine Symptomatik der PTBS. Hierzu gehört die „erhöhte Wachsamkeit“. Für mich persönlich eher eine erhöhte Wahrnehmung, die ich für mich jedoch überwiegend positiv und nicht belastend wahrnehme. Die Erkenntnis, daß eine Symptomatik auch positiv „umgenutzt“ werden kann und in Zukunft keine Belastung mehr sein muß, gibt mir Hoffnung.
"Die
erwachsenen Kriegsenkel haben oft das Gefühl, sie würden versagen, würden nicht genügen und seien nur dann liebenswert, wenn sie etwa im
Beruf eine dreifache Leistung
erbringen. Auch geben sie in ihren Beziehungen oft mehr als sie nehmen. Und sie haben gelernt, immer gleich
für den ganzen Laden verantwortlich zu sein...
...arbeiten wir im Gespräch heraus, was die Kriegsenkel in jener besonderen Situation auch gelernt haben. Das sind die Potenziale, über welche die Kriegsenkel verfügen... (sie) haben beispielsweise oft ein überdurchschnittliches Empathievermögen“
(Radio
SRF2 Kultur, Kontext, 10.02.2017, Felix Münger im Gespräch mit der Therapeutin Ingrid Meyer-Legrand: Kriegsenkel haben oft das Gefühl, sie würden versagen)
Dieses überdurchschnittliche Empathievermögen ist eine große, große Bürde, wenn man keine Grenzen setzen kann.
„Manche haben die Bilder noch vor sich, wie die Mutter in der Tür steht und sich wegdreht“
lautet der Titel des Artikels Spiegel+ vom 16.01.2021, Iris Hannig-Pasewald über sexuelle Gewalt in der Kindheit, aufgezeichnet von Sandra Schulz.
Meine Mutter kommt mitten in der Nacht in mein Zimmer. „Was ist den hier los?“ fragt sie, dreht sich um und geht wieder raus. Das Bild kann ich nicht vergessen.