Link-Check 2023/2
Die im Internet verfügbaren Informationen zum Thema Depression und Trauma sind uferlos.
In den folgenden Abschnitten beschränke ich mich in der Regel auf einige der wichtigsten Seiten oder Informationen, die Sie nicht gleich unter den ersten Suchergebnissen finden oder die mir ganz besonders interessant erscheinen.
Ich bleibe auf der Suche und halte Sie auf Stand...
Wissen
Print- und Online-Medien
Podcast
Einige Links sind unter „Wo finde ich Hilfe?“ hinterlegt. Hier sind weitere:
Depressionen
Eine sehr schöne Seite für Freunde und Angehörige:
Freunde fürs Leben informieren sich über Suizid (Selbstmord) und Depressionen, um die Signale zu kennen und Hilferufe besser deuten zu können.
Stiftung Gesundheitswissen – Depression Hintergrund
Psychologie übers Grübeln - So entkommen Sie Ihren Gedankenschleifen. Der Psychotherapeut Tobias Teismann erklärt...
Ein Interview von Stefanie Maeck, 26.11.2020
Ein wunderbares Zitat:
"Über Entscheidungen sollte man nicht zu lange grübeln, wir können nämlich keine optimalen Entscheidungen treffen."
Depressionen und Ängste im „Shutdown light“ - Eine Katastrophe für Menschen mit psychischen Vorerkrankungen. Die Psychiaterin Sabine Köhler erklärt....
Ein Interview von Nike Laurenz, 25.11.2020
Patienten mit Depressionen suchen jahrelang nach Therapeuten - Aber ich brauche jetzt jemanden. Von Katja Thimm, 07.07.2020
Depressionen bei Männern verlaufen oft anders als bei Frauen - ein Betroffener erzählt.
Von Amelie Graen
Spektrum der Wissenschaft:
Achtsamkeit und Empathie - Die Wissenschaft der Wertschätzung
Depressionen
- Wege aus dem Dunkel (4,99 € im Download)
Depressionen - Wenn die Seele leidet (4,99 € im Download)
Wie der Körper die Seele krank macht (4,99 € im Download)
Podcast
Stahl aber herzlich: Wege aus der Depression mit Nora Tschirner
Betreutes Fühlen: Sonderfolge Depression
Dissoziative Bewegungsstörung / Funktionelle neurologische Störungen
Wikipedia: Dissoziative Bewegungsstörung
MSD-Manuals: Konversionsstörung
Funktionelle neurologischen Störungen - Vom Stigma der Hysterie lösen
Spektrum: Funktionelle neurologische Störung - Lähmung ohne Ursache
Polyneuropathie
Deutsches Ärzteblatt
NDR: Bewegung und Akupunktur bei Polyneuropathie
thieme-connect: Neuropathischer Juckreiz
Kriegskinder/-enkel
https://magazin.mein-erbe-tut-gutes.de
Wissen
Video
Bei Youtube findet sich eine sehr große Auswahl von Videos für den einfachen Suchbegriff "Depressionen" - darin etwas Gutes finden, ist aufwändig. Mit den u.a. Links sind Sie gleich an der richtigen Stelle:
Freunde fürs Leben (www.frnd.de) bei Youtube
Freunde fürs Leben e.V. - YouTube
Deutsches Bündnis gegen Depression: Die Mitte der Nacht
Stiftung Gesundheitswissen – Was ist eine Depression
Chez Krömer - Zu Gast: Torsten Sträter
Ein Gespräch über Depressionen
Kriegskinder/-Enkel:
Der Krieg in mir - Offizielle Website – Ein Film von Sebastian Heinzel
Phoenix: Kriegsenkel - wie wir den Krieg bis heute spüren
Nebelkinder - Kriegsenkel treten aus dem Traumaschatten der Geschichte
Sabine Bode, Vortrag Kriegskinder
Die Suchergebnisse bei Youtube sind für diese Themen besser als für Depressionen:
Youtube Kriegsenkel
Youtube
Transgenerationale Weitergabe
Wissen
Digitale Welten
Inzwischen gibt es auch einiges an digitalen Angeboten. Neben der „Digitalen(Video-)Sprechstunde“ auch weitere Angebote an Apps und Webdiensten. Versuchen Sie es einfach - alles, was irgendwie helfen kann, ist super!
Digitale Couch: Apps und Web-Dienste zur Psychotherapie im Vergleich
(Nur für Abonnenten)
Apps und Programme
Psychotherapie digital - funktioniert das?
Digitale Psychotherapie erlebt einen Boom - und der wird wohl auch nach Corona anhalten.
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Psychotherapie online - digitale Hilfe bei seelischer Belastung
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte:
Digitale Apps und Web-Dienste zur Psychotherapie-Begleitung (das DIGA-Verzeichnis des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte)
Wissen
Depression
Irgendwann konnte ich meine Depression als Geschenk begreifen: Endlich mich selbst zu finden, noch einmal bei Null anfangen. Und diese unglaubliche Kreativität, die ich heute habe. Von der ich nie geglaubt habe, daß ich sie überhaupt hätte...
Das Ausleben der Kreativität macht meine Schmerzen überhaupt erst erträglich.
Symptome
Listen von Symptomen finden Sie allenthalben, z.B.:
Gedrückte Stimmung, Interessen- oder Freudlosigkeit, Antriebsmangel, Schlaflosigkeit, verminderte Konzentration, vermindertes Selbstwertgefühl und und und...
Haben Sie alles nicht. O.k. hatte ich auch nicht. Ich war immer sehr engagiert. habe funktioniert, 3 - 4 die Woche war ich joggen, schwimmen oder Rad fahren. Wir waren sehr oft in Konzerten, Kino und im Theater. Alles wunderbar. Jede Nacht ab 04.00 h lag ich wach, schob das aber auf die Wechseljahre.
Gut - 4 oder 5 mal im Jahr eine böse Sinusitis, aber damit kann man doch arbeiten gehen, denn ohne mich läuft der Laden ja nicht. Und am Ende hatte ich solche Schmerzen im rechten Fuß, daß ich keinen Schritt mehr diesen Weg weiter gehen konnte.
Dieses Verhalten, diese Verdrängungsmuster konnte ich erst in der Therapie erkennen und mir eingestehen. Sich selbst erkennen, sich selbst etwas eingestehen, das ist der schwerste Schritt und einer der wichtigsten, um wieder gesund zu werden.
Wenn Sie sich selbst konsequent ignorieren, sucht sich das erkrankte Selbst (vielleicht) einen anderen Weg. Wenn Ihnen z.B. der Kopf platzt oder Sie alles nicht mehr er-tragen können:
Ärzteblatt: Migräne: Hohe Komorbidität bei psychiatrischen Erkrankungen.
ÄrzteZeitung: Migräne und Depression treten oft zusammen auf
Focus: Migräne und Depression hängen zusammen
Angst und depressive Symptome können anhaltende Rückenschmerzen verursachen
Streß laß nach: An Rückenschmerzen ist oft die Psyche schuld
Bandscheibe als Spiegel der Seele
Aber... einfach weitermachen ist viel einfacher. Alles verdrängen, sich selbst keine Fragen stellen. Alles ist in Ordnung. Ist es das?
Zitiert aus: Spiegel Psychologie: Vermeidungsverhalten erkennen lernen - so gehts:
”...die gängigen Möglichkeiten zur
Emotionsvermeidung
- Fernsehen/Serie gucken
- Video-Spiele
- Social Media/Smartphone
- Freunde anrufen
- NIE allein sein
- Essen/schlemmen/snacken
- Drogen/Alkohol trinken
- Sich streiten, sich aufregen
- Sehr viel arbeiten, nie fertig werden
- Exzessiv Sport treiben
- Ständig neue Aktivitäten oder Reisen planen
- Permanent lesen oder Radio/Musik hören
- Ständig unterwegs sein
Jetzt können Sie vielleicht einwenden: Sind diese Aktivitäten nicht auch eine hilfreiche Ablenkung? Bis zu einem gewissen Grad haben Sie recht. In moderater Form ist das alles in Ordnung,. Doch fast jeder setzt ein paar Lieblingsstrategien ein, wenn es darum geht, eine gewisse Stille zu vermeiden, in der Gefühle überhaupt erst „laut“ und wahrnehmbar werden....”
Das erinnert mich wieder... im Sommer 2020 mußte ich mir anhören: Depressionen sind eine Krankheit von Menschen, die zu viel Zeit haben. Wenn man richtig arbeiten geht, und nicht zuhause ohne Beschäftigung rumhängt, hat man keine Zeit zu grübeln und wird auch nicht krank.
Yo - bestimmt!
Oder meine geschätzte Kollegin, die nicht mit mir über Depressionen reden wollte, weil sie Angst vor der Wahrheit hat (ihre Worte...).
Hier ist eine solche Geschichte von Verdrängung, Burnout und Depression.
Wie entsteht eine Depression?
Dazu gibt es einige Erklärungsmodelle:
Die Erklärung der Deutsche Depressionshilfe:
Ursachen und Auslöser
Anders als bei einem gebrochenen Arm beispielsweise kann man eine Depression meist nicht auf eine einzige Ursache oder einen einzigen Auslöser zurückführen. Vielmehr entwickelt sie sich aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Einflüsse (Faktoren). Es gibt einerseits Faktoren, die zu einer Veranlagung, d.h. einem erhöhten Risiko depressiv zu erkranken, führen. Weiterhin gibt es aktuelle Auslöser, die bei Menschen mit dieser Veranlagung das Auftreten einer Depression bewirken können. Oft wird von Betroffenen die Frage gestellt, ob Depression eine körperliche oder „seelische“ Erkrankung ist. Wie bei einer Medaille kann man bei jedem depressiv Erkrankten zwei Seiten betrachten: die psychosoziale Seite und die neurobiologische Seite.
Die beiden Bereiche – psychosozial und neurobiologisch – schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich vielmehr. Das bedeutet, dass eine Depression nicht entweder körperliche (neurobiologische) oderpsychosoziale Ursachen hat, sondern vielmehr immer auf beiden Seiten nach Ursachen gesucht und therapeutisch interveniert werden kann. Ähnlich wie bei einer Medaille, die auch immer von zwei Seiten betrachtet werden kann.
Etwas umfangreicher und allgemein sehr informativ:
Stiftung Gesundheitswissen – Depression Hintergrund
Depressionen gehören zu den häufigsten seelischen Erkrankungen. Wie Depressionen entstehen, wer besonders gefährdet ist und wie die Krankheit sich äußert, erfahren Sie auf dieser Seite.
...
Wie genau eine Depression entsteht, ist unbekannt. Fachleute haben hierzu unterschiedliche Theorien entwickelt. Zu den Gründen, die dabei eine Rolle spielen können, zählen:
- erbliche (genetische) Veranlagungen
- ein Mangel oder ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn
- hormonelle Einflüsse
- psychische Faktoren, z. B. anhaltender Stress, Einsamkeit oder Überforderung
- belastende (traumatische) Erlebnisse, z. B. häusliche Gewalt oder Missbrauch
- Persönlichkeitsfaktoren, z. B. mangelndes Selbstvertrauen
Als wahrscheinlich gilt, dass jeweils mehrere dieser Momente zusammen eine Depression auslösen. Je nachdem ob eher innere Faktoren oder äußere, durch die soziale Umwelt der Betroffenen bedingte Motive an der Entstehung einer Depression beteiligt sind, spricht man auch von genetisch oder psychosozial bedingten Verläufen.
...
Welche Erklärungsmodelle für die Entstehung gibt es?
Die derzeit vorliegenden Erklärungsmodelle zur Entstehung der Depression berücksichtigen innere und äußere Faktoren in unterschiedlichem Maße.
Ein weitere Ansatz ist die Verbindung von Depressionserkrankungen mit Entzündungsprozessen im Körper:
"Die entzündete Seele" von Edward Bullmore, britischer Neuropsychiater und Professor an der Universität Cambridge
Universitätsmedizin Essen, 02/2017
Neue Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Entzündungen und Depressionen
Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 01.02.2018
Wissen
mehr oder weniger: SEX
...und auf einmal stellt man fest, da ist nichts mehr. Keine Lust auf die Lust.
Auch ohne eine Depressionserkrankung ist die Häufigkeit von Libidoverlust schwer in konkrete Zahlen zu packen, schon allein deshalb, weil ein gewisses Maß an Lustlosigkeit für manche Menschen noch normal ist, während andere es schon für krankhaft halten. Und 50-90% der an Depressionen Erkrankten sind davon betroffen (Quelle: Vortrag "Sex and Drugs: Medikamentös ausgelöste sexuelle Funktionsstörungen", 08/2019, Klinik Schützen, Rheinfelden, online leider nicht mehr verfügbar). Und wenn es nicht die Depression selbst ist, gehen viele Antidepressiva mit einer Beeinträchtigung der Libido einher.
„Teufelskreis“ Depression und Sexualität
(Depression und Sexualität | Depression.at)
Das Thema Depression und Sexualität ist sehr komplex. Depressionen entstehen durch Veränderungen des Botenstoffwechsels im Gehirn. Das hat Auswirkungen auf das emotionale Erleben, also auf unsere Gefühle, aber auch auf unseren Hormonstoffwechsel. Beides spielt bei unserer Sexualität eine entscheidende Rolle. Die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Depression und sexuellen Störungen können daher sehr vielschichtig sein.
Einerseits kann es durch die Beeinträchtigung des Hormonstoffwechsels zum Auftreten von sexuellen Funktionsstörungen kommen. Oftmals sind sie sogar die ersten „sichtbaren“ Anzeichen einer Depression, noch bevor sich die Depression in anderen Lebensbereichen zeigt.
Andererseits wirken sich die für eine Depression typischen Symptome wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Freud- und Interesselosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung negativ auf die Libido aus. Diese sexuelle Lustlosigkeit kann wiederum die Depression verstärken.
Viele Betroffene scheuen sich, mit dem Partner über dieses Thema zu sprechen, der das mangelnde Verlangen dann häufig als Ablehnung seiner Person deutet. Dies kann zu partnerschaftlichen Problemen und damit zu einer weiteren Verstärkung der Depression führen.
Es kann aber auch sein, dass ein bestehendes sexuelles Problem, sei es ein körperliches oder ein partnerschaftliches, den Betroffenen so sehr belastet und sein Selbstwertgefühl so beeinträchtigt, dass dies zum Entstehen einer Depression führt.
Und letztendlich können auch manche Medikamente gegen Depression, also Antidepressiva, sexuelle Störungen verursachen.
Let‘s talk about Sex: weniger
Wie damit umgehen? Aus meinen vielen Gesprächen habe ich mitgenommen, daß nicht alle Betroffenen unbedingt persönlich darunter leiden. Aber was ist mit ihren Beziehungen, mit dem Partner oder der Partnerin?
Was tun?
Über Sex zu reden ist - leider - immer noch eines der schwierigsten Themen in einer Beziehung. Aus vielerlei Gründen: Weil „man nicht darüber spricht“, weil man seine eigenen Bedürfnisse nicht kennt oder artikulieren kann, weil es um den Selbstwert geht, weil es um das geliebt werden geht, um das akzeptiert werden, so wie man ist. Und noch vieles, sehr persönliches mehr.
Und selbst wenn Sie nicht an Depressionen erkrankt sind, ist das bei vielen Menschen ein ganz schwieriger Themenkomplex.
Aber dieses Problem „weg-schweigen“ belastet die Beziehung noch mehr, als es die Depressionserkrankung per se schon tut.
Was Sie tun können, was vielleicht leichter ist: Fassen Sie sich ein Herz und reden Sie mit Ihren behandelnden Ärzt*Innen bzw. Therapeut*Innen. Auch ist es nicht unüblich, daß im Rahmen einer Therapie Familienangehörige zu einem Anamnesegespräch gebeten werden, auch das eine Möglichkeit, einen ersten Schritt zu tun.
Oder Sie suchen den Weg in ein moderiertes Gespräch: suchen Sie sich eine(n) Paartherapeut*In, um das Thema anzugehen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, daß Sie dann wieder in eine gelebte Sexualität hineinwachsen, aber es nimmt den Druck raus uns Sie kommen in Kommunikation mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin und können gemeinsam Lösungen suchen.
…Viele Patienten trauen sich nicht, beim Arzt über ihre Sexualität zu sprechen.
(Neurologen-und-Psychiater-im-Netz.org)
Wenn es bei Sexualstörungen nicht nach einigen Wochen zu einer deutlichen Verbesserung kommt, ist es jedoch ratsam, sich psychiatrisch-psychotherapeutische Unterstützung durch einen Sexualtherapeuten zu holen. Um die Art von sexuellen Störungen zu erfassen, werden dann oftmals Fragebögen eingesetzt, die es dem Patienten erleichtern, entsprechend intime Auskünfte zu erteilen. „Durch eine gründliche körperliche Untersuchung sowie eine Untersuchungen durch einen Urologen oder Frauenarzt müssen auch zunächst organische Ursachen ausgeschlossen werden, bevor psychische Auslöser in Betracht kommen“, ergänzt der Experte. „Zur Therapie von sexuellen Sexualstörungen und auch von Depressionen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Behandlung richtet sich nach den individuellen Beschwerden und dem Ausmaß der Störung beziehungsweise Erkrankung.“.
Ein Gespräch? DAS Gespräch:
Geben Sie Ihrem Partner, Ihrer Partnerin die Chance, sich auf das Gespräch vorzubereiten. Sagen Sie, was Sie bewegt, und machen Sie einen Termin aus für Ihr gemeinsames Gespräch. Vielleicht müssen Sie das Thema mehrfach ansprechen, bevor sie sich auf Termin verständigen können.
Und dann... nehmen Sie sich Zeit für das Gespräch. Kein Telefon, kein Handy, kein Radio, kein TV - keinerlei Ablenkung oder Störung.
Das Gespräch:
Egal, welche Sätze Sie im Geiste vorbereitet haben: Es braucht sehr viel Mut, manches (das erste Mal) auszusprechen. Nehmen Sie sich Zeit und... seien Sie ehrlich.
Kein „Du hast/machst/bist...“ sondern „Ich nehme wahr/empfinde...“ oder „für mich fühlt sich das so oder so an...“, keine Vorwürfe („Gewaltfreie Kommunikation“).
Das ein oder andere wird weh tun. Bemühen Sie sich, Mißverständnisse oder Verletzungen sofort aufzuklären, ruhig und leise.
So oder so, ob es nun gerade an dieser Stelle nicht mehr weitergeht oder um den Dialog fortzuführen, treffen Sie am Ende eine Verabredung, wann und wie Sie weitermachen.
Tipp: Ein kleiner Exkurs über "Gewaltfreie Kommunikation" ist (grundsätzlich) hilfreich für jedes Gespräch.
Mehr-Medikamente
In einem Vortrag mit dem Thema „Sex and Drugs: Medikamentös ausgelöste sexuelle Funktionsstörungen“ (08/2019, Klinik Schützen Rheinfelden, leider online nicht mehr verfügbar) werden verschiedene Medikamente zur Therapie unterschiedlicher sexuellen Funktionsstörung benannt. Auch für durch Depression bzw. Antidepressiva ausgelöste Funktionsstörungen. Unter anderem werden Bupropion, Amantadin, Apomorphin genannt.
Der Vortrag geht auf unterschiedlichste Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen sowohl bei Frauen als auch bei Männern ein und bietet dementsprechend unterschiedliche Therapieansätze an. Insofern schauen Sie einfach mal selber nach, ob da etwas für Sie in Frage kommen könnte und besprechen das bitte mit Ihren Ärzt*Innen bzw. Therapeut*Innen.
Auch in der Dissertation über antidepressive Kombinationstherapie fand ich den Hinweise, „daß eine Zugabe von Bupropion zu einer bestehenden antidepressiven Monotherapie sexuelle Funktionsstörungen .... reduzieren konnte“. (Seite 12)
Fragen Sie einfach mal nach...
Tranylcypromin (Jatrosom)
„Für ein Antidepressivum eher untypisch kann der Wirkstoff (ähnlich Bupropion) zudem die Libido deutlich erhöhen, was auf die Amphetaminkomponente des Wirkstoffs zurückzuführen ist.“
Allerdings ist dieser Wirkstoff mit einer strengen Tyramin-Diät verbunden. Der Genuß von z.B. Rotwein, Bier, Hartkäse (u.v.m.) kann zu lebensbedrohlichen Nebenwirkungen führen.
Daher kommt es überwiegend bei therapieresistenten Depressionen oder anderen schwerwiegenden psychischen Störungen zum Einsatz.
Gibt es auch ein Zuviel?
„Sexsucht“ haben Sie schon einmal gehört. Hypersexualität ist eine Verhaltenssucht. Eine stark ausgeprägte Libido ist keine Hypersexualität. Bei dem Krankheitsbild handelt es sich vielmehr um eine Art Zwangsverhalten bzw. Impulskontrollstörung, eine konkrete Abgrenzung zu einer regen Sexualität ist schwer.
Wenn Sie eine gesteigerte Libido haben, ist das vielleicht auch einfach mal nur Ihre ganz individuelle, natürliche Ausprägung.
Wenn Sie „Hypersexualität“ oder „gesteigerte Libido“ als Symptom recherchieren, finden Sie u.a. Verweise auf
- Hypomanie (ist eine leichtere Ausprägung der Manie)
- Bipolare Störungen
- Affektive Störungen (Unter dem Begriff “Affektive Störungen” werden die Erkrankungsformen der endogenen Depression und der Manie zusammengefasst)
Auch im Zusammenhang mit PTBS findet sich das Symptom Hypersexualität:
...Insgesamt zeichnen diese Studien ein ähnliches Bild wie bei weiblichen Dysfunktionen im Kontext einer PTBS-Erkrankung, wobei Männer tendenziell häufiger «hypersexuelle Störungen» (Risikosexualität, zwanghafte Sexualität) zeigten als Frauen [Büttner et al., 2014].
Aber auch in diesem Kontext:
Sexuelle Störungen nach sexueller Gewalt
(M. Büttner):
Sexsucht (nicht-paraphile hypersexuelle Störung)
Gelegentlich trifft man auch auf Frauen, die nach einer sexuellen Gewalterfahrung unter einer Impulskontrollstörung leiden, die sich in der Sexualität äußert. Starke, schwer kontrollierbare Impulse steuern das sexuelle Verhalten und führen zu einem ständigen Drang, Sex zu haben oder Erregung und Orgasmen zu erleben.
Wenn Sie das Thema vertiefen wollen:
Melanie Büttner: Sexuelle Störungen von Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen
Ärztliche Psychotherapie 1/2020
Sexuelle Störungen und frühe sexuelle nicht-sexuelle Traumatisierung bei Männern und Frauen mit komplexer posttraumatischer Belastungsstörung
Dissertation von Melanie Cillien, 2012
Technische Universität München
Wissen
Medikamente allgemein
Antidepressiva. Ein schwieriges Thema. Die Wissenschaft streitet sich über die Wirksamkeit. Für eine erste Information habe ich hierzu weiter unten zwei Artikel verlinkt.
Am Ende... müssen Sie das selbst entscheiden.
Während eines stationären Aufenthaltes wird (vermutlich) kein Weg daran vorbei führen, dann wären Sie Therapieverweigerer und können wieder gehen.
Wenn Sie mit der Einnahme von Antidepressiva beginnen, haben Sie ein Auge auf sich, beobachten Sie sich. Die Nebenwirkungen können gravierend sein, dann muß sofort umgestellt werden. Die Umstellung von Antidepressiva kann mit einer erhöhten Suizidgefährdung einher gehen - also informieren Sie Ihr Umfeld darüber, schaffen Sie sich ein Netz, daß auf Sie aufpasst.
Entwickeln Sie (mit Ihrem/r Therapeuten*in) eine Strategie, mit diesen Todesspiralen umzugehen.
Ganz wichtig: Antidepressiva werden “ein-“ und “ausgeschlichen”, also die Dosis wird sukzessive erhöht und zum Therapieende schrittweise reduziert.
Setzten Sie das Medikament niemals eigenständig ab, z.B. “weil es Ihnen gut geht”. Zum einen wird es Ihnen wegen des Medikamentes gut gehen, zum anderen ist das spontane Absetzen von Antidepressiva mit starken Entzugserscheinungen verbunden.
Z.B.: Absetzphänomene bei Antidepressiva.
Bei meinen Recherchen zu Nebenwirkungen von Lithium habe ich dieses Buch entdeckt: “Medikamentös induzierte neurologische und psychiatrische Störungen” (Block - Prüter, 2006).
Wenn Sie irgendwie außerhalb der bekannten Nebenwirkungen auf ein Medikament reagieren, kann das eine hilfreiche Lektüre sein.
Spektrum - Die Woche
Die Mär vom Glückshormon, 12.12.2020
Die meisten Antidepressiva zielen darauf ab, die Konzentration des Neurotransmitters Serotonin im Gehirn zu erhöhen. Daß die Mittel bei vielen Patienten wirken, könnte aber ganz andere Gründe haben.
...Der Psychiater Tim Kendall, der die britischen Leitlinien zur Behandlung von Depression mit verfasste, formulierte es gegenüber der Wochenzeitschrift »Die Zeit« 2016 sogar noch drastischer: »Diese Serotoninhypothese ist totaler Quatsch.« Die Idee, dass ein einziger Botenstoff für Depression verantwortlich gemacht werden könnte, nennt er »lächerlich«.
Im Wissenschaftsbetrieb spielt die Serotoninhypothese so gut wie keine Rolle mehr. Trotzdem gibt es weiterhin Ärzte, die sie Patienten als Ursache für ihre Erkrankung verkaufen. Es sei schlichtweg bequem, den Serotoninmangel als Erklärung heranzuziehen, vermutet Peter Falkai, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Psychiater und Psychotherapeut Jan Dreher von der Klinik Königshof Krefeld hat denselben Verdacht: »Chemisches Ungleichgewicht im Gehirn klingt einfach gut. « „
Bei leichten Depressionen schneiden die Mittel besonders schlecht ab. Daher raten die deutschen Leitlinien zur Behandlung von Depression lediglich bei mittelschweren bis schweren Krankheitsverläufen zur Einnahme von Medikamenten. Das gleiche Dokument räumt ein, dass unklar bleibt, welcher Patient von welchem Wirkstoff profitieren wird. Betroffene müssen oft verschiedene Präparate ausprobieren, bis sie eines finden, das ihnen hilft.
quarks.de, 31.10.2019
Sind Antidepressiva wirklich wirksam?
Antidepressiva sind eines der meistverschriebenen Psychopharmaka. Trotzdem wird ihre Wirksamkeit immer wieder angezweifelt. Was weiß man sicher?
...Die deutschen Behandlungsleitlinien empfehlen eine Behandlung mit Antidepressiva ab dem mittleren Schweregrad einer Depression. Ihre Grundlage sind vor allem viele Einzel-Studien, die eine positive Wirkung von Antidepressiva gemessen haben. Im Behandlungsalltag gibt es aber viele Menschen, bei denen die Behandlung mit Antidepressiva auch nach mehreren Versuchen nicht anschlägt. Sie werden als „behandlungsresistent“ bezeichnet. Auch wegen dieser Patienten wird die Wirksamkeit von Antidepressiva immer wieder in Frage gestellt. Entgegen mehrerer Einzelstudien, die eine positive Wirkung von Antidepressiva messen, ergaben mehrere große Review-Studien, in denen die Ergebnisse von verschiedenen Einzelstudien zusammen untersucht wurden, keine ausreichende Evidenz für eine Wirksamkeit: Sie konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen der Placebo-Gruppe und der tatsächlich behandelten Gruppe feststellen. Die Studienlage ist also sehr widersprüchlich.“
Wissen
Antidepressiva
Ein guter medizinischer Fachartikel über die unterschiedlichen Antidepressiva findet sich im MSD-Manual “Medikamentöse Behandlung von Depression”.
Auf der Seite der
Stiftung Warentest findet sich auch ein umfangreiches Medikamentenverzeichnis. Wenn Sie kein Abo haben, können Sie die Artikel einzeln erwerben.
Eine allgemeine Übersicht findet sich natürlich auch bei
Wikipedia
Auch sehr interessant finde ich diese Disseration:
Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf vorgelegt von Eva Horstkötter, 2017
Hier besonders:
1.2.3 Maßnahmen bei Nichtansprechen auf eine Monotherapie
1.4 Polypharmazie in der Psychiatrie
...Mögliche Probleme einer psychiatrischen Polypharmazie sind ein steigendes Risiko für Arzneimittelinteraktionen und unerwünschte Nebenwirkungen[14]. Es muss bedacht werden, dass Psychopharmaka mit einer Häufigkeit von 10-12 % die Arzneimittel sind, die am häufigsten Grund für Krankenhauseinweisungen durch UAW sind[23]...
1.5 Kombinationsbehandlung mit Antidepressiva
1.5.3 Geschlecht als Einflussfaktor auf das Therapieverfahren
Hier eine Liste der Medikamentengruppen:
Wirkstoff - Medikament
Imipramin - Tofranil
Clomipramin - Anafranil
Amitriptylin - Saorten, Sneudon
Doxepin - Aponal
Notriptylin - Notrilen
Trimipramin - Stangyl
Tetrazyklisches Antidepressivum
Wirkstoff - Medikament
Minaserin
Maprotilin - Ludiomil
Mirtazapin - Remergil (auch als atypisches AD)
Agomelatin - Valdoxan
SSRI Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
Wirkstoff - Medikament
Fluoxetin - Fluctin
Fluvoxamin - Fevarin
Sertralin - Zoloft
Paroxetin - Seroxat, Tagonis
Citalopram - Cipramil
Escitalopram - Cipralex
Trazodon - Thombran
SNRI und SSNRI Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
Wirkstoff - Medikament
Reboxetin - Edronax
SSNRI
Duloxetin - Cymbalta
Venlafaxin - Trevilor
NDRI Selektive Noradrenalin-/Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (SNDRI)
Wirkstoff Medikament
Buproprion Elontril
Wirkstoff - Medikament
Tranylcypromin - Jatrosom
Moclobemid - Aurorix
Wissen
Lithium
Wenn man den Einsatz von Lithium in der Depressionstherapie recherchiert, gewinnt man den Eindruck, daß es ein ganz tolles Medikament ist.
Bisher habe ich nur einen einzigen kritischen Artikel gefunden. Ich möchte Ihnen den Artikel nicht vorenthalten, bilden Sie sich bitte aber selbst eine Meinung dazu.
Lithium - der große Beschützer? Peter Lehmann und Helmut Fexer, Antipsychiatrieverlag
Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen bleibt mir Lithium suspekt:
„Lithium besitzt eine sehr geringe therapeutische Breite von 0,5 bis 1,5 mmol/l.“ Übersetzt heißt das: es besteht ein großes Risiko einer Vergiftung. Dazu kann schon ein übermäßiger Flüssigkeitsverlust reichen!
Aus Block - Prüter - Medikamentös induzierte neurologische und psychiatrisch Störungen - folgende Zitate zum Thema Lithium:
Seite 107:
Die notwendige Dosis unterliegt großen interindividuellen Schwankungen und richtet sich nach den regelmäßig zu bestimmenden Serumkonzentrationen.
...Klinische Intoxikationserscheinungen hängen nicht streng von der Höhe des Serumspiegels ab.“
Ich habe befürchtet, daß sie sehr sensibel auf Medikamente reagieren. Sie haben rötliche Haare.
Dr. P. während eines Arztgespräches nach den ersten Anfällen
Seite 150
Eine gefürchtete Nebenwirkung von Lithium ist das serotonergene Syndrom, das unter Kombinationstherapie mit serotonergen Substanzen wie zum Beispiel SSRI auftreten kann. Es geht mit Hyperexzitabilität und Insomnie bis hin zum Koma einher.“
Seiten 236/237
In einer Studie zeigen 10% der Patienten mit einer Lithiumintoxikation
bleibende Defizite, 14% starben.
Seiten 316/317
...und Sensibilitätsstörungen stellen die entsprechenden klinischen Befunde dar.
Neurophysiologisch zeigen sich Zeichen einer axonalen Polyneuropathie.
...Nach Behandlung der Lithiumintoxikation kam es in den meisten Fällen zu einer recht guten Erholung, die sich im Verlauf einiger Monate einstellte.
"In den meisten Fällen" sind vermutlich (etwas?) mehr als 50%. "Recht gute Erholung" ist keine vollständige Rekonvaleszenz!
Wissen
Kriegskinder/-enkel
Je intensiver man sich mit einem Thema auseinandersetzt, umso mehr findet sich bei der Recherche im Internet - so natürlich auch bei diesem Thema, einiges ist im Bereich Print/Online und Video verlinkt.
Zum Einstieg hier eine kurze Einführung in die Thematik:
Einer der ersten Texte, die ich zum Thema Kriegskinder/-enkel und den Symptomatiken gelesen haben, war dieser:
Erwachsene Kriegsenkel haben oft das Gefühl, sie würden versagen, würden nicht genügen und seien nur dann liebenswert, wenn sie etwa im Beruf eine dreifache Leistung erbringen. Auch geben sie in ihren Beziehungen oft mehr als sie nehmen. Und sie haben gelernt, immer gleich für den ganzen Laden verantwortlich zu sein.
...arbeiten wir im Gespräch heraus, was die Kriegsenkel in jener besonderen Situation auch gelernt haben. Das sind die Potenziale, über welche die Kriegsenkel verfügen... (sie) haben beispielsweise oft ein überdurchschnittliches Empathievermögen“
(Radio SRF2 Kultur, Kontext, 10.02.2017, Felix Münger im Gespräch mit der Therapeutin Ingrid Meyer-Legrand: Kriegsenkel haben oft das Gefühl, sie würden versagen)
Die Symptomatik ist natürlich umfangreicher...
Bindungsproblemen, fehlendes Urvertrauen
können zum Beispiel dazu gehören. Andererseits ist nicht jedes Problem gleich durch ein weitergegebenes Trauma begründet, das macht die Diagnose schwierig.
Katharina Drexler in "Ererbte Wunden heilen":
"Ererbte Wunden bedingen heutiges Leid. Sie können Symptome bis zum Vollbild einer Posttraumatischen Belastungsstörung verursachen...
Meist werden ererbte Wunden in Psychotherapien nicht erkannt. Was wir nicht erkennen, können wir auch nicht behandeln. So bleibt das Leid ungetröstet."
Diese
Sprachlosigkeit haben sie mir
vererbt, denn meine Eltern haben natürlich nicht gesagt: Ich habe etwas Schlimmes erlebt und deshalb musst Du, mein lieber Matthias, jetzt auch leiden. Sondern im Gegenteil haben sie gedacht, es sei das Beste, über das, was sie nicht verstehen konnten, und das, was sie nicht reflektieren konnten, zu schweigen.
Aber Kinder spüren ja unglaublich viel. Sie spüren mehr, als sie rational verstehen können, und das kann Kinder schier in den Wahnsinn treiben.
Das Erbe der Kriegsenkel
Der Journalist Matthias Lohre im Gespräch über sein Buch mit dem
Deutschlandfunk
Typischerweise stellt sich jedoch bei übertragenen Traumata ein Gefühl von Fremdheit bei gleichzeitiger, teilweise ausgeprägter emotionaler Belastung ein:
Frau Karlson sah sich außerstande, Essen wegzuwerfen, selbst dann nicht, wenn es ungenießbar geworden war. Sie war selbst zutiefst irritiert hierdurch.
Katharina Drexler in "Ererbte Wunden heilen", Seite 28 ff
Weiter mit Katharina Drexler:
"Kriegsenkel sind oft von außergewöhnlicher Loyalität gegenüber Mutter und Vater geprägt, deren Bedürftigkeit die eigenen Bedürfnisse überdeckt. Von klein auf hatten sie die Bedürftigkeit der Erwachsenen gespürt und versucht, es ihnen “leicht” zu machen und sie zu trösten (Ermann, 2009)
Was als belastend betrachtet werden soll, beurteilen die Eltern (Anm.: die Kriegskinder) auf der Basis ihrer traumatischen Erfahrung. Die Kinder wiederum lernen hierdurch, eigene Probleme als trivial anzusehen (Ermann, 2009)." (Seite 17ff)
Stell dich nicht so an - der Standardspruch meiner Mutter.
Auch nach meinen Fehlgeburten.
"Auch wenn viele schwer Traumatisierte versuchen, durch Schweigen über das Erlebte die schmerzhaften Erinnerungen von ihren Familien fernzuhalten, vermitteln sich doch an ihre Kinder die implizierten Botschaften. Das kindliche Bemühen, die wahrgenommen elterliche Not zu verstehen, füllt das schwarze Loch des Schweigens mit Phantasien. Daher könne auch Traumata übertragen werden, deren Inhalte sich nur durch Tabugrenzen, ein abruptes Dissoziieren der traumatisierten Bezugsperson oder Schweigen vermitteln. Der „Drache“ wird nicht nur sichtbar, wenn sein inneres bunt ist, auch als Scherenschnitt können wir ihn erkennen (Drexler, 2013)."
Es folgt ein sehr ausführliches Kapitel über Epigenetik:
„Neuere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, welche Schlüsselrolle der Epigenetik bei der Übertragung von Traumata zukommt.“
Wenn Sie dieses Thema interessiert, finden Sie dort detaillierte Informationen (Methylisierung von Genen, insbesondere Anti-Streß-Genen und die Konsequenzen).
...Im Gegenteil habe ich dann lernen müssen, daß das nicht der Fall ist, sondern
daß viele Dinge erst aufbrechen, nachdem meine Eltern tot waren...
Das Erbe der Kriegsenkel
Der Journalist Matthias Lohre im Gespräch über sein Buch mit dem
Deutschlandfunk
Sommer 2019, zweieinhalb Jahre nach dem Tod meiner Mutter, sind wir mit einem Schiff unterwegs.
Nachts werde ich wach. Ein Riesenknall. Booom. Kann nicht mehr einschlafen. Booom. Dunkelheit. Booom. Schließe die Augen, ein riesiger Sog zieht mich unaufhaltsam in ein schwarzes Loch. Booom. Panik, Herzrasen. Booom.
Ich richte Kleidung und Papiere, für alle Fälle. Booom. Kann vor Angst nicht schlafen. Booom. Schließe die Augen. Ein riesiger Sog zieht mich unaufhaltsam in ein schwarzes Loch.
In dieser Nacht habe ich den Tod gesehen, erst zwei Tage später kann ich mich meinem Partner erklären.
Im Januar 2021 finde ich die Antwort: Flashback. Flashback auf eine Bombennacht im 2. Weltkrieg.
Wissen
Dissoziative Bewegungsstörung
Ganz einfach formuliert: wenn Ihr Körper unkontrolliert zuckt und sich keine organische Ursache finden läßt, muß es nach heutigen Wissensstand psychogen sein.
Eine wirklich umfassende Recherche zu diesem Thema ist das Buch „Die zitternde Frau“ von Siri Hustvedt. Einiges habe ich hier zitiert.
In diesem Buch laß ich auch, daß sich heute nur ein Bruchteil von neurologischen Erkrankungen mit bildgebenden Verfahren nachweisen lassen. Das führt oftmals dazu, daß die Ursache einer Krankheit dann als „psychogen“ bewertet wird. Mit der neuen ICD-11 findet gerade ein Umdenken statt. In „Die zitternde Frau“ finden sich auch viele weitere interessante Fakten zu Bewegungsstörungen, u.a. auch über vergessenes Wissen.
Was für mich offen bleibt und nicht klärbar, inwieweit das Lithium etwas in mir „kaputt“ gemacht hat (Block - Prüter; 2006, Springer: Medikamentös induzierte neurologische und psychiatrische Störungen).
Im stationären Aufenthalt: ca. 120 Anfälle in 7 Wochen.
So sieht es heute aus:
Überwiegend in den Beinen, regelmäßig auch im Bauch, schon mal in den Armen und manchmal auch im Gesicht... Jedes Zucken außen ist innen ein Blitzschlag. Ich spüre, wie sich der Impuls langsam aufbaut, wie ein Teppich aus kleinsten Impulsen, der immer dichter und dicker wird und in einem (oft schmerzhaften) Blitzschlag zum Außen wird.
Januar 2023
... und so sieht es immer noch aus...
Zitiert aus: Funktionelle neurologische Störungen: Vom Stigma der Hysterie lösen:
"Funktionelle neurologische Störungen werden nach neuerer Auffassung nicht über das Ausschlussprinzip diagnostiziert, sondern anhand charakteristischer Krankheitsmerkmale und klinischer Zeichen."
"Die Überführung funktioneller neurologischer Störungen vom psychosomatischen Konversionsmodell in ein neurowissenschaftlich fundiertes biopsychosoziales System hat zu neuen Formulierungen diverser Störungsbilder geführt.
...
Funktionelle neurologische Störungen haben unter den Bedingungen des aktuellen klinischen Managements insgesamt eine schlechte Prognose (23). Dissoziative Anfälle zum Beispiel treten mehrere Jahre nach Diagnosestellung bei 60–80 % der Betroffenen weiter auf (24, 25). Eine Langzeitbeobachtung von 65 Patienten mit funktionellen Paresen ergab kürzlich, dass die Symptomatik bei der Hälfte der Patienten nach 12–16 Jahren unverändert oder verschlimmert war (26).“
...was für eine Perspektive, puh... hat jemand mal eine Tüte Optimismus für mich?
Ebenfalls aus o.g. Artikel:
Meine Symptome nach der neuen ICD-11:
Dissoziativ-neurologische Symptomstörungen:
- mit anderen sensorischen Beeinträchtigungen (6B60.3): Brennen, Schmerzen, Kribbeln, Anspannung, Gefühllosigkeit, oder andere Symptome im Zusammenhang mit Berührung, Geschmack, Geruch, Gleichgewicht, Tiefensensibilität, Bewegungssinn oder Temperatursinn.
- mit Beeinträchtigungen des Gangs (6B60.7): Ataxie u.a.
- mit Beeinträchtigungen der Bewegungen (6B60.8): Chorea,
Myoklonus, Tremor,
Dystonie,
Gesichtsspasmen, Parkinsonismus,
Dyskinesien
Ein(e) Psycholog*In sagt, das sei Ausdruck meiner verdrängten Emotionen. Aber was ist damit:
Kriegstrauma
Münster/Westf.: Der 10. Oktober 1943.
Meine Mutter hat mir nur 3, 4 Geschichten aus dem Krieg erzählt, das ist eine davon: Sie ist mit Ihrer Mutter an einem schönen Tag unterwegs. Ein Luftangriff. Sie wollen in den nächsten Bunker flüchten, kommen aber nicht mehr rein, weil er schon voll ist.
Panisch flüchten Sie in einen Keller oder Straßengraben (da läßt mich meine Erinnerung im Stich). Als der Angriff vorbei ist, hat der Bunker einen Volltreffer abbekommen, alle sind tot.
Die Erzählung bricht da ab, da meine Mutter nur noch weint.
Der 10. Oktober 1943.
Es war ein wunderschöner Herbsttag. Viele Bürger auch aus dem Umland genießen den sonnigen Sonntag in der Münsteraner Innenstadt. Niemand rechnete mit einem Angriff bei wolkenlosem Himmel am helllichten Tag - bisher war das noch nicht vorgekommen.
Gegen 15:00 h erreichen mehr als 200 Bomber der US Air Force Münster. Zwischen 15:00 h und 15:20 h fielen ca. 2.200 Sprengbomben, ca. 20.000 Stabbrandbomben und ca. 660 Phosphorbomben auf die Innenstadt. Ein Bunker in der Innenstadt wurde durch einen Volltreffer vernichtet. Das gesamt Stadtzentrum wurde zerstört. Nach 4 Wochen waren noch nicht alle Brände gelöscht.
Es war der schwerste Luftangriff auf Münster während des gesamten 2. Weltkrieges.
Meine Mutter ist mit ihrer Mutter durch die brennende Stadt nach Hause gelaufen.
Ist das Zucken ein ewiger unterdrückter Fluchtreflex? Das Brennen der Weg nach Hause durch die brennende Stadt, der Juckreiz eine Folge davon?
Lithium:
Polyneuropathie
Zu den Auslösern einer toxischen Polyneuropathie gehört u.a. Lithium.
Störungen an den Empfindungsnerven (sensible Nerven) können sein, daß die Nerven übermäßig reagieren und krankhafte Reize an das Gehirn senden. Die Folge sind Mißempfindungen, Kribbeln, ..., stechende oder brennende Schmerzen.
Neuropathischer Juckreiz
Ebenfalls aus Block - Prüter - Medikamentös induzierte neurologische und psychiatrisch Störungen - Seiten 236 ff
Vorübergehende Nebenwirkungen auf das Nervensystem sind unter Lithiumgabe häufig, bleibende Schäden jedoch selten.
Die akute Intoxikation ist von Konfusion, einem verminderten Bewußtseinsgrad bis zum Koma, einer muskulären Übererregbarkeit, Anfälle und verschiedenen motorischen Symptomen, einschließlich Tremor, Ataxie, Dyskinesie und Rigidität begleitet.
Die meisten Patienten mit einer Lithiumintoxikation bekommen keine bleibenden neurologischen Ausfälle. in einer Studie zeigten 10% der Patienten mit Lithiumintoxikation bleibende Defizite, 14% starben (Schou 1984). Bleibende neurologisch Ausfälle finden sich in der Regel nach einer akuten Intoxikation und zeigen sich typischerweise in einem panzerebellären Syndrom mit Rumpfataxie, Stand- und Gangataxie, Nystagmus, Extremetitätenataxie und Dysarthrie (Apte u. Langston 1983, Lang u. Davis 2002). Die zerebellären Zeichen können schwerwiegend sein, Zeichen für eine Choreoathetose, Parkinson-ähnliche Symptome, Pyramidenbahnenzeichen und Zeichen für Polyneuropathie können gleichzeitig vorhanden sein.
Wissen
Wo finde ich Hilfe?
Soforthilfe:
Telefonseelsorge (rund um die Uhr)
0800/111 0 111 und
Die Telefonseelsorge bietet auch eine Online-Betreuung an:
http://online.telefonseelsorge.de
Nummer gegen Kummer (anonym, Mo – Sa von 14:00 bis 20:00 erreichbar)
Kinder- und Jugendtelefon 116 111
Elterntelefon 0800 111 0550
Helpline Ukraine 0800 500 2250
Hier finden Sie Hilfe in einer suizidalen Krise:
Wenn gar nichts mehr geht und Sie nur noch den Selbstmord als Ausweg sehen:
Packen Sie eine Tasche, fahren zur nächsten psychosomatischen Klinik, machen Sie sehr, sehr deutlich auf Ihre akute Selbstmordgefährdung aufmerksam. Man muß (!) Sie dann aufnehmen!
Informationen zu Therapiemöglichkeiten:
Das gemeinsame Portal von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung
Patienteninformation: Wie wird eine Depression behandelt
Bundestherapeutenkammer: Wege zur Psychotherapie
Ein Ratgeber für Hilfesuchende
https://www.wege-zur-psychotherapie.org/
psychenet - Netz psychische Gesundheit
Entscheidungshilfe: Ambulante oder stationäre Behandlungsmöglichkeiten
Das Versorgungssystem - Behandlungsmöglichkeiten - psychenet.de
Eine Orientierungshilfe für den „Dschungel“ Psychotherapie
Neurologen und Psychiater im Netz.org
Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik: Therapie
Information zum Thema Depression und Suizid
Freunde für Leben
Direktlink Depression oder Suizid
Stiftung Deutsche Depressionshilfe
https://www.deutsche-depressionshilfe.de
Die Mitte der Nacht - Über Depressionen reden
https://www.die-mitte-der-nacht.de/home
Patienten-Information.de
https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/depression
Das ist ein gemeinsames Portal von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung.
Ein weiteres, umfangreiches Informationsportal:
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org
Therapeutensuche:
https://www.therapie.de/psyche/info/
https://www.psychotherapiesuche.de
Bundestherapeutenkammer:
https://www.bptk.de/service/therapeutensuche/
Arztsuche der Kassenärztliche Bundesvereinigung
KBV - Arztsuche in Deutschland - Hier finden Sie die Ärztin oder den Arzt Ihres Vertrauens
Terminvermittlungsstelle der Kassenärztlichen Vereinigung (App)
116 117
Es gibt spezielle Trauma-Institute, sicher auch in Ihrer Region. Im Großraum Frankfurt - Wiesbaden - Mainz z.B.:
FPI - Frankfurter Psychoanalytisches Institut
Institut für Traumabearbeitung, Frankfurt
Trauma-Ambulanz an der Goethe-Universität Frankfurt
Trauma-Ambulanzen in ganz Deutschland:
Projekt-hilft.de der Uni-Klinik Carl Gustav Carus an der TU Dresden
Bei Kassenwatch.de finden Sie Informationen und Unterstützung zum Kostenerstattungsverfahren, für den Fall, daß Sie keinen kassenfinanzierten Therapieplatz finden können.
Das Portal richtet sich vornehmlich an Psychotherapeut*Innen, bietet aber auch Informationen für Patienten.
Digitale Angebote:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Psychotherapie online - digitale Hilfe bei seelischer Belastung
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte:
Digitale Apps und Web-Dienste zur Psychotherapie-Begleitung (das DIGA-Verzeichnis des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte)
Weitere:
Deutsche Arbeitsgemeinschaft Tageskliniken e.V., Verzeichnis von Tageskliniken
Tagesklinik-Liste | DATPPP e.V.
Verzeichnis der Selbsthilfegruppen in Deutschland
https://www.du-bist-wichtig.com
Kriegsenkel e.V.
- Informationen und Austausch für Menschen, die Gesprächs- und Selbsthilfegruppen zum Thema Kriegsenkel leiten oder aufbauen wollen
- Austausch und Vernetzung von Menschen, die wissenschaftlich am Thema Kriegsenkel arbeiten oder dies vorhaben
Sozialverband VdK Deutschland e.V.
Der VdK ist der größte Sozialverband Deutschlands mit mehr als 2 Millionen Mitgliedern. Der VdK bietet sozialrechtliche Beratung und vertritt die sozialpolitischen Interessen von allen, die sonst nicht gehört werden.
Der Sozialverband VdK setzt sich für soziale Gerechtigkeit und eine gerechtere Sozialpolitik ein